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19. Dezember — Nüsse
„Wo ist er denn?“ Mona wühlte in der Küchenschublade.
„Was suchst du?“
„Den Nussknacker.“
„Eigentlich müsste er hier drin sein.“ Mama begann ebenfalls in der Schublade zu graben.
Doch der Nussknacker blieb spurlos verschwunden. Sie durchforsteten andere Schubladen, in der Küche, im Esszimmer und im Wohnzimmer.
Irgendwann fragte Mama: „Wozu brauchen wir den Nussknacker überhaupt?“
„Zum Nüsseknacken. Weil ich heute Nüsse kriege.“
Mona mochte Nüsse sehr gern: zum Beispiel in Schokolade, im Nusskuchen, in Plätzchen oder einfach so.
Die Haselnüsse, die in Opas Adventskalender abgebildet waren, sahen ausgesprochen appetitlich aus: rund und glatt und kräftig braun. Als Mona sie sah, bekam sie richtig Appetit darauf. Wie blöd, dass der Nussknacker weg war!
„Zur Not zerbeiße ich die Nussschale mit den Zähnen“, sagte sie.
„Du weißt, dass du das nicht sollst. Nussschalen sind sehr hart. Das schadet den Zähnen. Außerdem könntest du dich an den scharfen Splittern im Mund verletzen.“
„Die Nüsse sind doch vom Christkind. Da passiert schon nichts.“
„Nüsse sind Nüsse. Aber warten wir erst mal ab, ob du tatsächlich welche bekommst.“
Mona hoffte es sehr. Der Kalender hatte ihr einen richtigen Floh ins Ohr gesetzt. Das Wasser lief ihr im Mund zusammen, wenn sie nur an Nüsse dachte.
Am Nachmittag tauchte dann in ihrem Zimmer eine Handvoll Nüsse auf. Allerdings keine Nüsse zum Essen. Sie waren nämlich allesamt vergoldet.
Mona zeigte Mama, was sie gefunden hatte.
„Warum ziehst du so ein langes Gesicht?“, fragte die. „Ich finde diese goldenen Nüsse bildschön. Es sind übrigens Walnüsse. Man kann die Runzeln in der vergoldeten Schale noch genau erkennen.“
„Walnüsse zum Essen wären mir lieber gewesen“, murmelte Mona.
„Willst du dem Christkind schon wieder vorschreiben, was es dir zu bringen hat?“, tadelte Mama sie. „Du solltest dich freuen über das, was du bekommst. Stattdessen maulst du, weil du etwas nicht bekommen hast.“
Mona schämte sich, trotzdem war sie enttäuscht. Und sie wunderte sich, dass ihr das Christkind nicht das Richtige gebracht hatte. Bisher hatte sie immer geglaubt, es wüsste alles.
Abends spielten Papa und sie mit der elektrischen Eisenbahn. Sie beluden die Waggons des Güterzugs mit den goldenen Nüssen. Es sah wunderhübsch und richtig weihnachtlich aus, wie sie im Licht der vielen Lämpchen blitzten, als der Güterzug damit durchs halbdunkle Zimmer fuhr.
Nach dem Abendessen seufzte Mona: „Ich hab immer noch Appetit auf Nüsse.“
„Dann musst du eben welche essen.“ Mama tat, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
„Wie? Die goldenen?“, fragte Mona verwirrt.
„Nein. Die Walnüsse, die ich vom Einkaufen mitgebracht habe. Sie liegen im Wohnzimmer in der hölzernen Schale.“
Mona wollte loslaufen und stockte. „Und was ist mit dem Nussknacker?“
Mama schlug sich mit der Hand vor die Stirn. „Oh je! Das habe ich ganz vergessen. Tja, was machen wir denn da?“
„Vielleicht … ausnahmsweise … mit den Zähnen?“, schlug Mona vorsichtig vor.
„Auf keinen Fall! Hol du die Nüsse. Ich sehe ein letztes Mal in den Schubladen nach.“
Es stellte sich heraus, dass sie nicht länger nach dem Nussknacker zu suchen brauchten. Neben der Nussschale stand nämlich ein hölzerner Nussknackermann. Er hatte schwarze Haare, runde blaue Augen, einen Schnurrbart und trug einen blauen Anzug. Er grinste breit und zeigte dabei alle seine riesigen weißen Zähne. Mit denen konnte er Nussschalen zerbeißen, dass es nur so splitterte.
„Mit dem Nussknackermann ist es viel lustiger, Nüsse zu essen, als mit dem alten Nussknacker“, stellte Mona fest und drückte den Hebel an seinem Hinterkopf hinunter. Seine Kiefer schlossen sich, es krachte, und schon konnte Mona sich den süßen Kern in den Mund stecken.
Papa, Mama und sie knackten gemeinsam Nüsse, bis kaum noch welche übrig waren.
Die goldenen Nüsse waren weg, als Mona ins Bett ging. Und der Nussknackermann verschwand über Nacht.
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Eva Markert
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